Topographische Beschreibung 1864
aus: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, hg. von Felix Triest, 2 Bände, Breslau 1864. I. Parochie LeschnitzDie Evangelischen sind nach Groß-Strehlitz eingepfarrt. a. Stadtbezirk Leschnitz. Die Stadt Leschnitz stammt aus sehr alter Zeit und erhielt von den Herzogen von Oppeln schon im Jahre 1217 deutsches Recht. Im Jahre 1460 wurde sie von den Hussiten eingenommen und arg gemißhandelt, durch die Breslauer, Schweidnitzer und Neisser aber wieder befreit. Sie hatte ehemals Mauern und drei Thore, diese Baulichkeiten sind jedoch schon am Ende des vorigen Jahrhunderts eingestürzt. Leschnitz war bis Anfang dieses Jahrhunderts Mediatstadt und gehörte als solche den Grafen Colonna auf Groß-Strehlitz. Name. Die Stadt heißt deutsch Leschnitz und polnisch Leznica. Letzterer Name soll früher Zelesnica gelautet und daher gestammt haben, daß sich in alten Zeiten an der Stelle der Stadt Hüttenwerke zur Erzeugung von Eisen, zelaso, befanden. Ein eigentliches Stadtwappen existiert nicht: die Siegel tragen den preußischen Adler. Natur-Verhältnisse. Leschnitz liegt 1,80 Meilen von der Kreisstadt, an der von Groß Strehlitz über Salesche führende Chaussee, in einem Thalkessel am südwestlichen Abhange des Annaberges. Die Feldmark, welche im Norden von Poremba, im Westen von Kzienzowies, südlich und östlich aber vom Coseler Kreise begrenzt ist, umfaßt 28 Morgen Hof- und Baustellen, 80 Morgen Obstgärten, 75 Morgen Säe- und Grasgärten, 511 Morgen Acker, 37 Morgen Wiesen und Hutungsland, 18 Morgen mit Holz bestandene Fläche und 39 Morgen Wege, Gräben und Unland. Die eigentliche Stadt besteht aus 2 Plätzen, dem im Quadrat erbauten Ringe und dem Roßmarkt, 12 Straßen und der Häuslerstelle Wargalle. Der am Fuße des Annaberges entspringende Bach Cedron wird über das Padolethal in 30 Fuß über das Thal erhabenen Rinnen in die Stadt geleitet und treibt 5 städtische und 2 Landmühlen. Bevölkerungs-Verhältnisse. Die Einwohnerzahl betrug im Jahre 1783 562, im Jahre 1840 1272, im Jahre 1861 1413. Von letzteren waren 704 männlichen und 709 weiblichen Geschlechts. Die Sprache der Einwohner ist deutsch und polnisch. Volkswirthschaftliche Zustände. Landwirthschaft. Von den 167 Bürgern der Stadt sind 157 Grundbesitzer, 20 davon treiben die Landwirthschaft als Haupt-, 45 Eigenthümer und 5 Pächter als Neben-Gewerbe. Hülfspersonal der Landwirthschaft sind: 1 Wirtschafterin, 19 Knechte und 29 Mägde. Die Bodenbeschaffenheit ist eine mittlere; der Ertrag gewinnt dadurch an Sicherheit, daß die umliegenden Höhen die Stadt vor nachtheiligen Witterungs-Einflüssen schützen. Der Viehstand beträgt: 54 Pferde (worunter 6 unter 3, 29 zwischen 3 und 10, 19 aber über 10 Jahr alt und 44 landwirthschaftliche), 138 Kühe, 26 Stück Jungvieh, 123 Schweine und 14 Ziegen. Gewerbebetrieb. Die Gewerbetabelle für 1861 weist nach: 42 Webestühle als Nebenbeschäftigung, 5 Wassermühlen mit 10 Mahlgängen, 5 Meistern, 2 Gesellen und 4 Lehrlingen, 1 Tabacks- (Schnupftabacks-) Fabrik mit 1 Vorsteher und 5 Arbeiterinnen, 1 Bierbrauerei mit 1 Vorsteher und 2 Arbeitern, 7 Bäcker, 4 Fleischer, 1 Barbier, 1 Gerber, 2 Töpfer, 3 Maurergesellen, 2 Zimmergesellen, 1 Schornsteinfeger, 1 Stellmacher, 1 Schmied, 5 Schlosser, 1 Klempner, 1 Uhrmacher, 1 Seiler, 1 Färber, 43 Schuhmacher, 4 Riemer, 2 Schneider, 1 Putzmacherin, 7 Tischler, 3 Böttcher und 1 Musiker. Die Handwerker sind in 7 Innungen: der Müller-, Schuhmacher-, Bäcker-, combinirten Tischler-Stellmacher-Schlosser-etc., combinirten Gerber-Sattler-Riemer etc., Weber- und Fleischer-Innung vereinigt. Handel. Besonders bemerkenswerth ist der Obsthandel, welchen viele Einwohner von Leschnitz betreiben, indem sie Obst in weiteren Kreisen und sogar im Auslande aufkaufen und es in großen Städten absetzen. Es werden jährlich 5 Märkte (3 Könige, Lätare, Trinitatis, Himmelfahrt, Simon und Juda) abgehalten. Straßen führen nach Groß-Strehlitz, Cosel und Ujest; die Station der Oberschlesischen Eisenbahn Dzieschowitz ist nur eine halbe Meile entfernt. Verfassungs- und Verwaltungs-Verhältnisse. Der
Magistrat besteht aus dem Bürgermeister, dem Beigeordneten und
2 Rathmännern. Die Stadtverordneten-Versammlung zählt 12 Mitglieder.
10 Deputationen fungiren für die einzelnen Geschäftszweige. Kirchen- und Schulwesen. Leschnitz zählt zwei
katholische Kirchen, die vor 1448 erbaute, anfänglich dem heiligen
Martin, nachher aber der heiligen Dreieinigkeit gewidmete Stadt-Pfarrkirche
und eine Filialkirche, Matka Boza oder Begräbniskirche
genannt. Patron ist Se. Majestät der König. Eingepfarrt sind:
Kzienzowiesch, Frei-Vogtei Leschnitz, Krassowa, Dzieschowitz, Januschkowitz,
Wielmierzowitz, Poremba, Czarnosin, Annaberg. Das Vermögen der
Pfarrkirche beträgt 554, das der Begräbniskirche 475 Thaler. |
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