Zur Stadtgeschichte von Leschnitz


Erstmals erwähnt wird die Stadt in einer Urkunde aus dem Jahre 1217 und zählt somit zu den ältesten Städten Schlesiens. In dieser Urkunde gewährt Herzog Kasimir I. von Oppeln zwei adligen Brüdern für das Gut Leschnitz die gleichen Freiheitsrechte der hospites von Oppeln und Ratibor. Dabei handelt es sich wohl um die Aussetzung der ersten adligen Stadt von Schlesischem zu Deutschem Recht.

  Plan von Leschnitz, Kzienzowiesch & Ellguth, um 1830.

Die eigentliche Stadtgründung lässt sich nicht genau festmachen, erfolgte aber vor 1217 und wurde wahrscheinlich von adligen Grundherren durchgeführt (erstmals in Schlesien!). 1382 wird erstmals die Stadtvogtei erwähnt.

Die Stadt wurde planmäßig angelegt: In ihrer Mitte befindet sich der quadratische Markt (Ring), von dem gitternetzförmig die Straßen abgehen. Ursprünglich wurde sie von einer Mauer und drei Toren umgeben, die allerdings um 1800 abgerissen wurden. Zudem existierten drei Vorstädte, die allmählich mit der Innenstadt zusammenwuchsen.

In der Zeit der Hussitenkriege wurde Leschnitz 1429 niedergebrannt und 1451 erneut durch einen Brand komplett zerstört. 1460 belagerte Herzog Johann von Auschwitz die Stadt, besetzte sie und verwüstete von ihr aus das gesamte Herzogtum Oppeln.

Die Pfarrkirche zur Hl. Dreifaltigkeit (St. Trinitatis) erscheint erstmals 1257 urkundlich als Holzkirche. Sie wurde vermutlich beim Brand 1451 zerstört. Der heutige Bau stammt in seinen Grundzügen aus der 2. H. des 15. Jh., wurde jedoch 1717 erneuert. Etwas außerhalb der früheren Stadtmauern, auf dem Friedhofsberg, steht die Begräbniskirche Mater Dei aus dem 16./ 17. Jh., die im Volksmund allerdings immer matka boża genannt wurde.

 
Plan von Leschnitz, Kzienzowiesch & Ellguth, um 1830.
 
 

Zu den Besitzverhältnissen ist zu sagen, dass Leschnitz immer zur Herrschaft Groß Strehlitz gehörte und mit dieser einige Male den Besitzer wechselte. Bis 1532 gehörte die Herrschaft zum Herzogtum Oppeln, seitdem zum Besitz des Kaisers, der sie wiederum an Markgraf Georg den Frommen von Brandenburg-Ansbach verpfändete. Anschließend gelangte die Herrschaft als Pfand an die Grafen von Redern, an welche sie 1615 verkauft wurde. 1638 wurde die Familie von Promnitz Eigentümer, 1650 die Grafen Colonna. Erst durch die preußischen Reformen 1807 erhielt Leschnitz eine eigene Kommunalverwaltung.

 

Leschnitz konnte sich nie über eine Kleinstadt hinaus entwickeln: Im Urbar von 1532 zählt die Stadt 83 Häuser. 1782 sind es 56 Häuser in der Innenstadt mit insgesammt 646 Einwohnern. Einen gewissen Vorteil bedeutete die Nähe zum St. Annaberg, auf dem 1656 ein Franziskanerkloster gegründet wurde und der als bekanntes Wallfahrtsziel zum politischen und religiösen Wahrzeichen Oberschlesiens wurde.

Durch die Nähe zur Garnisonsstadt Cosel wurde Leschnitz immer wieder zum Durchzugsgebiet fremder Armeen. Die Truppen Wallensteins und Mansfelds zogen während des Dreißigjährigen Krieges 1627 durch das Land. Später wurde die Stadt von den Schweden besetzt, die die Friedhofskirche als Pferdestall benutzten. Französische und russische Soldaten machten in den Napoleonischen Kriegen Station.

  Leschnitz, nördliche Ringseite, 1999.  
Leschnitz, nördliche Ringseite, 1999.
 

Zu Beginn des 19. Jh. entwickelte sich auf dem fruchtbaren Boden der Umgebung ein bedeutender Obstbau & Obsthandel, der bis nach Russland und Ungarn reichte und einen lukrativen Nebenerwerb der Bewohner darstellte. Ansonsten lebte die Bevölkerung vor allem vom Handwerk und der Landwirtschaft. Als Handwerkszweige waren die Schuhmacher und Weber besonders häufig vertreten. Zudem wurde 1798 eine Schnupftabakfabrik gegründet, deren Tabak durch den Obsthandel weit über die Stadtgrenzen hinaus Bekanntheit erlangte. Von den Einwohnern von Leschnitz sprachen damals die meisten Oberschlesisch (deutsch-polnischer Mischdialekt, „Wasserpolnisch“), kaum jemand sprach Deutsch.

Leschnitz, ehem. Gerichtsstraße (ul. Ligonia), 1999.

Zu dieser Zeit brachen noch einige Unglücke über die Stadt herein: zwei Cholera-Epidemien (1837 & 1866), 1843 ein Stadtbrand und die große Hungersnot 1846-48.

Im 19. Jh. gab es eine kleine jüdische Gemeinde in Leschnitz (1845: 66 jüdische Einwohner), deren Mitglieder die Stadt jedoch allmählich verließen. Noch heute findet sich ein kleiner jüdischer Friedhof am Ortsrand. Auch Leschnitzer Juden wurden zu Nazi-Zeiten deportiert und ermordet, genaue Zahlen konnte ich leider noch nicht finden.

Bei den Kämpfen um den St. Annaberg 1921 wurde die Stadt Schauplatz von heftigen Auseinandersetzungen. 1936 wurde Leschnitz, das 1934 eine Anbindung an die Eisenbahnverbindung Groß Strehlitz-Kandrzin bekommen hatte, in Bergstadt umbenannt. Zu dieser Zeit lag eine bekannte Pflegeanstalt im Süden der Stadt.

Vom Kriegsgeschehen wurde Leschnitz weitestgehend verschont, bis im Januar 1945 die Front über die Stadt hinwegrollte. Dabei wurden Teile der Stadt zerstört, z.B. die westliche Ringseite. Im selben Monat erhielt die Stadt eine polnische Verwaltung und wurde wieder in Leśnica umbenannt.

Nachdem die Stadt nach dem Krieg einen heftigen Bevölkerungseinbruch hinnehmen musste, zählt sie heute wieder etwa 3000 Einwohner und ist Sitz der Gemeindeverwaltung der Gemeinde Leśnica, zu der noch 11 Dörfer gehören.

Leschnitz, ul. Ligonia (ehem. Gerichtsstraße), 1999.